Yuan-Dynastie
Die Kaiser
Bereits während der Song Dynastie waren die Mongolen im Norden erstarkt und langsam zu eine ernstzunehmenden Bedrohung für die Song geworden. Kublai Khan, der Anführer der Mongolen, führte mehrere Feldzüge und eroberte schliesslich 1279 Lin’an, die Hauptstadt der südlichen Song. Damit war das Land seit über 300 Jahren zum ersten Mal wieder vereint und es folgte eine einheitliche Entwicklung des chinesischen Nationalstaates. Gleichzeitig gilt Kublai Khan als Begründer der Yuan Dynastie (1271-1368).
Gleich nach seinem Amtsantritt entließ Kublai Khan die chinesischen Beamten und ersetzte sie durch mongolische. Obwohl er nun Kaiser von China war, lernte er nie die chinesische Sprache.
Am Hofe von Kaiser Shizu, wie sich Kublai Khan fortan nannte, soll auch der venzianische Kaufmann Marco Polo zu Gast gewesen sein. Nach seiner Rückkkehr nach Italien behauptete er, als Beamter angestellt gewesen zu sein, was jedoch heute von vielen Historikern angezweifelt wird.
Obwohl die beiden Versuche (in Jahren 1274 und 1281) Japan zu erobern, scheiterten, erreichte das Reich der Yuan unter Kublai Khan seine größte Ausdehnung.
Nach Kublai Khans Tod 1294 regierte Timur Khan für die nächsten 13 Jahre. Er hatte den Ruf Frieden zu wahren, ein gerechter Herrscher zu sein, den Konfizianismus zu unterstützen und vor allem chinesische Interessen zu berücksichtigen. So entließ er um 1303 mehr als 18 000 Beamte, weil sie die Bevölkerung ausgeplündert hatten.
Timur Khan folgten Kaiser mit kurzen Regierungszeiten, die jedoch alle eine chinesenfeindliche Politik betrieben. Problematisch war immer die Frage der Nachfolge. So wurde 1328 Arigaba, der minderjährige Sohn Yesun Timur Khans Kaiser. Im anschließenden Nachfolgekrieg konnte Toq-Temür sich aber durchsetzen und regierte ab sofort das Land.
Der letzte mongolische Kaiser war der bei Amtsantritt 13-jährige Toghan Timur. Er überließ das regieren seinen Kanzlern und widmete sich lieber dem Jagen.
Geburtsname | Mongolischer Name | Chinesischer Kaisername | Regierungsjahre in China |
Borjigin Kublai | Kublai Khan | Shizu | 1271-1294 |
Borjigin Temür | Timur Khan | Chengzong | 1294-1307 |
Borjigin Qayshan | Külüq Khan | Wuzong | 1307-1311 |
Borjigin Ayurparibhadra | Buyantu Khan | Renzong | 1311-1320 |
Borjigin Suddhipala | Suddipala | Yingzong | 1321-1323 |
Borjigin Yesün-Temür | Yesun Timur Khan | Jinzong | 1323-1328 |
Borjigin Arigaba | Arigaba | Nicht existent | 1328 |
Borjigin Toqa Timur | Jijaghatu Toq-Temür | Wenzong | 1328-1329 und 1329-1332 |
Borjigin Qoshila | Qutugku Khan | Mingzong | 1329 |
Borjigin Irinchibal | Irinchibal | Ningzong | 1332 |
Borjigin Toghan Timur | Ukhaatu Khan | Huizong | 1333-1370 |
Politische und wirtschaftliche Entwicklung
Die mongolischen Herrscher hatten keinerlei Erfahrung in der Verwaltung eines derart komplexen Staates. Aufgrund dieser Unerfahrenheit übernahmen die Mongolen den chinesischen Regierungsstil und auch politische Einrichtungen. Die neue Hauptstadt war Khanbalik, das heutige Peking. Von hier aus regierte auch der mongolische Kaiser sein Reich. Dabei übernahm er immer mehr die Lebensweise chinesischer Kaiser. Während der gesamten Yuan Dynastie machten sich aber die kulturellen Unterschiede immer wieder bemerkbar. Mongolen und Chinesen sprachen unterschiedliche Sprachen, kleideten sich verschieden und pflegten unterschiedliche Bräuche und Traditionen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass für die Verwaltung des Reiches nie Chinesen eingesetzt wurden, sondern Mongolen, Muslime und sogar Europäer.
Klassensystem im neuen Reich
Die Mongolen führten ein vierteiliges Klassensystem ein. Die oberste und herrschende Klasse bildeten die Mongolen. Chinesen aus West- und Zentralasien (semu ren) gehörten zur zweiten Klasse. Ihnen folgten die Chinesen aus dem Norden (han ren) des Reiches. Die unterste Schicht wurde von den Untertanen der besiegten Song Dynastie (nan ren) gebildet.
Die Klassenunterschiede wurden streng durchgesetzt und hatten große Bedeutung für den Erhalt von Privilegien und die Abgabe von Steuern. So mussten besonders die Chinesen im Norden hohe Steuern zahlen, da durch Naturkatatstrophen erhebliche landwirtschaftliche Schäden entstanden, die durch Steuern ausgeglichen werden sollten. Den Chinesen im Süden ging es etwas besser, sodaß einige sogar von der mongolischen Landwirtschaftspolitik profotieren konnten.
Gerichtsbarkeit
Problematisch war auch die Gerichtsbarkeit im Vielvölkerstaat. Unter der Herrschaft der Chinesen konnten die einzelnen ethnischen Gruppen ihr eigenes Recht für sich anwenden. Unter der mongolischen Fremdherrschaft galt ein ähnliches System: für die Mongolen und semu ren galt die Rechtssprechung der Mongolei und Zentralasien. Für die Chinesen galt dementsprechend das chinesiche Gesetz. Die daraus resultierenden Unterschiede in der Rechtssprechung hatten besondere Bedeutung für Fälle, in denen verschiedene ethnische Gruppen beteiligt waren. Hier fand wieder das Klassensystem seine Anwendung, denn Mongolen hatten Vorteile gegenüber anderen Ethnien.
Landwirtschaft
Die chinesische Gesellschaft war stark von der Landwirtschaft abhängig. Die Mongolen beschlagnahmten große Landflächen der Bauern und gaben das Land entweder an Klöster ab oder es diente zur Versorgung des Militärs. Außerdem mussten die Bauern hohe Steuern zahlen und Frondienste leisten. Mehrere Mißernten und Überschwemmungen des Huanghe trugen ebenfalls zur Verarmung der Bauern bei.
Handel
Während der Yuan Dynastie wurde der Handel über die Seidenstraße mit Europa und Westasien wieder belebt. Die Handelsverbände finazierten Karavanen, die Seide nach Europa transportierten und dafür Medizin, Parfüm und Edelsteine nach China importierten.
Ausländische Händler in China genossen viele Privilegien. Die Händler konnten frei reisen und mussten keine Steuern abführen.
Außerdem versuchten die Yuan den Handel voranzutreiben, indem sie neue Straßen und Kanäle bauten und durch verbesserte Bewässerungssysteme mehr Seide produzierten. Finanziert wurden die städtebaulichen Maßnahmen aus den Steuergeldern der Bauern.
Handelsprofite wurden größtenteils aus dem Land ausgeführt und somit leerten sich die Staatskassen. Als Reaktion auf die darauffolgende Inflation wurde Papiergeld eingeführt.
Widerstand der Bevölkerung und Verteibung der Mongolen
In den Augen der Chinesen waren die Mongolen immer unwillkommene Eindringlinge. So gab es seit Beginn der Mongolenherrschaft immer wieder Aufstände.
Der erste Aufstand erfolgte bereits 1278. Dabei kämpften mehrere hunderttausend Männer über sechs Jahre gegen die Yuan. In den folgenden Jahren wurden immer wieder Aufstände verzeichnet, wie z. B. der Aufstand der Roten Turbane. Auslöser war die Überschwemmung des Huanghe 1343. Um eine erneute Überflutung zu Verhindern, wurden mehr als 150 000 Männer für den Deichbbau rekrutiert. Daraufhin organisierten sich die aufgebrachten Bauern unter Führung von Liu Futong. Die Rebellen trugen rote Bänder um den Kopf, was der Bewegung zu ihrem Namen verhalf. Liu Futong kam 1363 im Kampf ums Leben und der Aufstand wurde niedergeschlagen.
Doch die Bewegung der Roten Turbane lebte weiter und Zhu Yuanzhuang, ein rebellischer Bauer, verbündete sich mit den Roten Turbanen. Unter seiner Führung gelang es schliesslich erfolgreich die Mongolen in den Norden zurückzudrängen. 1368 eroberte Yhu Yuanzhuang die mongolische Hauptstadt Dadu und besiegelte damit offiziell das Ende der Yuan Dynastie.
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