Die Schriftzeichenreform in der VR China
Ideen zur Reform der chinesischen Schrift gab es schon früher. Während der Herrschaft des Kaisers Qin Shi Huangdi in der Qin-Dynastie wurde die Schreibweise der Zeichen vereinheitlicht. Während der 100-Tage-Reform im 19. Jahrhundert gab es ebenfalls schon Überlegungen, die Schriftzeichen zu reformieren.
In der VR China wurde schließlich im Jahr 1955 eine Reform durchgeführt. Dabei wurden allerdings nur ein kleiner Teil der chinesischen Schrift vereinfacht. 1055 verschieden Schreibweisen von Schriftzeichen wurden für ungültig erklärt. Schrittweise wurden aber nur ca. 500 Zeichen durch Vereinfachungen ersetzt. Außerdem wurden ca. 50 Radikale, die in Schriftzeichen immer wieder vorkommen, vereinfacht. Ab 1958 wurde durch die Regierung der VR China die Pinyin-Umschrift zur Darstellung der Aussprache der Schriftzeichen mit dem lateinischen Alphabet eingeführt.
Ein Problem an den Reformen ist, dass sie nur für die Volksrepublik China gelten, in Taiwan, bei Auslandschinesen in den USA, Singapur usw. und vor dem Anschluss an die Volksrepublik auch in Hongkong nicht durchgeführt wurden. Auch muss man für Texte, die vor 1950 geschrieben wurden, sofern keine Übersetzung vorliegt, immer noch die alten Zeichen lernen.
Nicht einheitlich sind auch die Systeme zur Darstellung der Aussprache der Schriftzeichen. Es gibt verschieden Umschriften, z.B. Wade-Giles in englischsprachigen Ländern, Pinyin(die offizielle Umschrift in der VRChina), Zhuyin-Umschrift in Taiwan, die nicht auf dem lateinischen Alphabet basiert usw. so dass ein Student der Sinologie sowohl klassische als auch chinesische Schriftzeichen lernen muss und auch verschieden Umschriften zur Darstellung der Aussprache.
Von einer völligen Ablösung der chinesischen Schriftzeichen im Zuge der Reformen kann allerdings keine Rede sein. In China werden immer noch zu viele unterschiedliche Dialekte gesprochen, so dass eine Verständigung zwischen einem Nord,- und einem Südchinesen manchmal schwierig ist. Die Umschrift „Pinyin“ taugt also nur zur Darstellung der Aussprache des „Mandarin“, also des Hochchinesisch. Im Unterricht wird die Pinyin-Umschrift nur kurz in der Grundschule durchgenommen, so dass viele westliche Studenten diese Umschrift exakter beherrschen als manche Chinesen.
Es ist also keineswegs geplant, die Chinesischen Zeichen durch das lateinische Alphabet zu ersetzen. In China ist vielmehr ein gegenteiliger Trend zu beobachten. Immer mehr Chinesen kehren z.B. beim Schreiben von Namen oder bei festlichen Anlässen zur alten Schreibweise zurück.
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