Bewerbungsverfahren in China
Bei den Bewerbungsunterlagen muss man beachten, dass es in verschiedenen Ländern unterschiedliche Gewohnheiten und Erwartungen gibt. Die Bewerbungsunterlagen sollten also an das Unternehmen, bei dem man sich bewirbt angepasst werden. Normalerweise sollten Bewerbungen – auch bei chinesischen Unternehmen – in englischer Sprache geschehen. Auch deutsche Unternehmen, die internationale Stellen besetzen, erwarten die Bewerbungsunterlagen oft in englischer Sprache, da sowohl die Entscheidungsträger vor Ort in China als auch der Mutterkonzern über eine Einstellung mitentscheiden.
Der Lebenslauf sollte auf zwei Seiten zusammengefasst sein und folgende Informationen enthalten:
- Persönliche Informationen
- Beruflicher Werdegang- neueste Berufserfahrung zuerst
- Ausbildung
- Besondere Kenntnisse, bisherige Projekte, Erfolge,
- Sprachkenntnisse
- Referenzen
- Bei Berufsanfänger sollten bei Bewerbungen in US-Unternehmen auch ehrenamtliche Tätigkeiten erwähnen
In den USA ist es üblich, ganz konkret anzugeben, welchen Wert man für frühere Unternehmen hatte, oder welche Budget- und Personalverantwortung man hatte. Üblich sind durchaus auch ganz konkrete Angaben in Zahlen, um seinen Erfolg für ein Unternehmen zu untermauern (z.B. das Marketingbudget um 500.000 verringert, dabei den Umsatz um 10 Millionen Euro in Sparte XY erhöht, den Umsatz von XY Millionen auf YX Millionen erhöht).
Bei Berufseinsteigern sind ehrenamtliche Tätigkeiten sehr wichtig.
Trotz der Herausstellung der eigenen Erfolge sollte man eine zu Ich-bezogenen Eindruck vermeiden (z.B. konkret das Wort „I“ im Lebenslauf vermeiden – responsible for marketing“ anstatt „I was responsible for marketing“.
Im Anschreiben sollten Sie Ihre Qualifikationen und Fähigkeiten und deren Nutzen für den Arbeitgeber zusammenfassen. Des Weiteren die Motivation, ausgerechnet für dieses Unternehmen zu arbeiten. Als Arbeitgeber, der einen Expat in China einstellt, ist darüber hinaus wichtig zu verstehen, weshalb sich der Bewerber ausgerechnet für eine Stelle in China interessiert. Die Quote von Expats, die ihren Vertrag vorzeitig beenden und China wieder den Rücken zukehren, ist nach wie vor sehr hoch, damit ist für den Arbeitgeber auch wichtig, einschätzen zu können, ob der zukünftige Expat Bindungen zu China hat oder wie hoch seine Motivation ist, auf dem chinesischen Markt zu bestehen.
Die Form des Lebenslaufs sollte der Firma angepasst werden, bei der man sich bewirbt.
In Korea hat sich zum Beispiel ein Standardformular für Lebensläufe durchgesetzt, ähnlich wie der EU-Standardlebenslauf. Von internationalen Bewerbern wird jedoch auch in Korea eine Bewerbung nach US-Muster erwartet.
Der EU-Standardlebenslauf hat sich noch in keinem EU-Land richtig durchgesetzt, ist hässlich und vermindert eher die Chancen auf ein Vorstellungsgespräch. Die Chancen, dass er sich durchsetzt ist eher gering, da in EU-Ländern die Erwartungen zu verschieden sind.
So ist zum Beispiel in Großbritannien ein Foto eher unüblich, in Deutschland allerdings wird ein Foto oft erwartet.
Auch bei chinesischen Unternehmen wird oft ausdrücklich nach einem Foto des Bewerbers verlangt. Wenn ein chinesisches Unternehmen einen Expat einstellt, wird natürlich ebenfalls ein englischsprachiger Lebenslauf erwartet.
Hier noch einmal die wichtigsten Punkte:
- Aufbau und Inhalt der Unterlagen in internationalen Unternehmen mehr „ergebnisorientiert“.
- Außeruniversitäre Aktivitäten zählen bei US-Unternehmen mehr
- Wenn schon in Chinesisch, dann gefälligst richtig
- Foto bei Unternehmen aus dem angelsächsischen Raum eher weglassen
- Aufbau: Letzte Aktivitäten zuerst nennen
Bewerbungsprozess in China
Insgesamt lassen sich kaum eindeutige Aussagen über die Anforderungen der Unternehmen machen, da es sehr viele verschiedene Formen von Unternehmen gibt.
Auffallend ist, dass bei Unternehmen, die in China vor Ort Personal einstellen, das Assessment Center normalerweise wegfällt. Bei kleinen Unternehmen in China ist zudem der Bewerbungsprozess oft nicht organisiert und nicht standardisiert. Man soll sich als hochqualifizierter Bewerber bei kleinen Unternehmen (vor allem Startups) nicht wundern, wenn man bereits nach telefonischen Vorstellungsgesprächen eingestellt wird. Dies ist häufig vor allem bei Praktika ohne niedrig bezahlten Berufseinsteigern der Fall.
Im Normalfall läuft der Bewerbungsprozess folgendermaßen ab:
- Bewerbungsschreiben
- ein oder mehrere Telefoninterviews
- ein persönliches Interview, im Vorfeld des Interviews werden oft Aufgaben gestellt, z.B. Arbeitsproben, Lösung eines Showcase, Power Point Präsentation. Oft geschieht dies absichtlich sehr kurzfristig, um zu sehen, welches Ergebnis der Bewerber unter Zeitdruck abliefert
Häufige Hürden bei Bewerbungen in China
- Anlagen in den Bewerbungsschreiben per E-Mail sind zu groß oder in einem Format, welches der Empfänger nicht öffnen kann
- Standortnachteil: Man bewirbt sich in China, ist aber in Deutschland
- Deutsche Universitäten sind eher unbekannt, keine weltbekannten „Eliteuniversitäten“
- Vor allem chinesische Unternehmen mit wenig internationaler Erfahrung haben Probleme mit bürokratischen Abläufen
- Deutsche Universitäten haben viel Nachholbedarf bei der Unterstützung der eigenen Absolventen für den Berufseinstieg.
Typische Fehler im Vorstellungsgespräch mit chinesischen Personalverantwortlichen
- Weiße Kleidung
- Zu forsches Auftreten
- Kritische Diskussion mit älterem Gesprächspartner (typisch deutsch)
- Mangelnde Sprachkenntnisse werden im Vorstellungsgespräch aufgedeckt
Oft gibt es vor dem eigentlichen Einstieg in China noch ein Training im Mutterkonzern.
Vertragstypen in China
Man unterscheidet zwischen 2 Vertragstypen: Dem Entsendevertrag und einem lokalen Vertrag. Beim Entsendevertrag wird der zukünftige Expat im Mutterhaus angestellt, bei einem lokalen Vertrag direkt bei der Tochterfirma in China.
Entsendevertrag
- Vertrag bei der Muttergesellschaft
- Auslandszuschlag
- Extras für den Expat: Wohnung, Rückflug, Umzugsfinanzierung, Schulgeld für die Kinder, Krankenversicherung, Sprachkurse
Lokaler Arbeitsvertrag:
- Lokales Gehalt (oft mit Ausländerzuschlag)
- Mit Glück einige der oben genannten Extras
- Gehalt viel geringer als bei den klassischen Entsendeverträgen, oft zwischen 10.000 – 50.000 EUR / Jahr
Der lokale Vertrag sollte enthalten:
- Name, Sitz, gesetzlicher Vertreter des Arbeitgebers
- Arbeitszeit: 40 Stunden / Woche
- Schriftliche Verträge spätestens 1 Monat nach Arbeitsbeginn
- Probezeit nicht länger als 6 Monate. Nicht in allen Verträgen zulässig.
- Einschränkungen bei befristeten Arbeitsverträgen – 2 Verlängerungen
- Gehalt während der Probezeit: mindestens 80%
- Recht der Arbeitnehmer auf Abfindungen gestärkt (richtet sich nach Monatsgehalt der letzten 6 Monaten und Betriebszugehörigkeit)
- 3-4 Wochen Urlaub im Jahr
- Standardbonus ist oft ein Monatsgehalt
- Gehaltserhöhungen zwischen 5-15% pro / Jahr
Absetzbare Beträge:
- Renten/Kranken, Arbeitslosenversicherung (ist auf freiwilliger Basis möglich)
- Wohnungsmiete/Hotelkosten
- Umzugskosten, Flugtickets
- Kosten der Sprachausbildung
- Schulkosten der Kinder und noch einiges mehr
Man sollte frühzeitig mit dem Arbeitgeber über Absetzmöglichkeiten sprechen.
Nächster Teil der Artikelserie:
Im nächsten Teil geht es um die Gehaltsverhandlungen: Welche Argumente für ein höheres Gehalt gibt es, welches Gehalt kann der Arbeitnehmer verlangen, wie hoch sind Expatgehälter im Vergleich zu lokalen Gehältern und andere Tipps: