Hangzhou
by Roman Serdar Mendle
„Oben der Himmel, unten Suzhou und Hangzhou.“, lautet ein chinesisches Sprichwort, das den beiden Städten die Paradieshaftigkeit attestiert, für die sie in China bekannt sind. Im Falle Hangzhous ist damit vor allem die Landschaft um den Westsee gemeint, der ein Synonym für Schönheit und Romantik und Gegenstand vieler Dichtungen ist. Ähnlich treffend beschreibt es aber auch den Charakter der Stadt und den typischen Hangzhouer Lebensstiel, der als der lebensfrohste und genussüchtigste aller chinesischer Städte gilt. Dass dieses Image nicht ganz ungerechtfertigt ist, zeigt eine neuere Umfrage einer chinesischen Tageszeitung, laut der Hangzhou unter Chinas größeren Städten diejenige mit den meisten zufriedenen Menschen ist.
Das mag vielleicht auch einer der Gründe gewesen sein, warum sich die südliche Song Dynastie (1132-1276), eine militärisch schwache und Zeitlich relativ Kurze Dynastie, gerade Hangzhou, damals unter dem Namen Lin’an, als Hauptstadt ausgessucht hatte. „Wann wird das Gesinge und Getanze um den Westsee endlich enden?“, beklagte sich ein Dichter der damaligen Zeit, der sich gewünscht hätte, dass sich die Beamten mehr um die Staatsgeschäfte als um Kunst, Poesie und Philosophie kümmern würden.
„Wenn du grosse Pläne hast, und damit nach Hangzhou kommst, dann kannst du noch so einen starken Willen haben, nach kurzer Zeit wirst du deine Geschäfte vergessen und wie wir den ganzen Tag um den Westsee spazieren und Tee trinken.“, gab ein Hangzhounese als Grund an, warum die neue Firma seines Freundes in Hangzhou schon nach kurzer Zeit Bankrott machte, und stellte damit ein Zeugnis aus, dass sich bis heute zwar Name und Bild der Stadt, nicht aber ihre Seele geändert hatte.
Um so passender erscheint es, dass Hangzhou der Veranstaltungsort der „World Leisure Exhibition 2006“ ist.
Neben dem Westsee ist Hangzhou bekannt für Seide und grünen Tee – Einkaufsziel vieler Touristenist der Hangzhouer Seidenmarkt, der von mehreren Seidenmanufakturen aus der näheren Umgebung versorgt wird, und der auf den Hügeln südwestlich des Westsees angebaute Drachenbrunnentee (Longjingcha) erlangte dank Qing-Kaiser Qian Long, der ihn als besten Grüntee Chinas bezeichnete, große Berühmtheit.
Hangzhou findet im Laufe der Geschichte bis Heute immerwieder Liebhaber. Der im Westen bekannteste unter ihnen ist Marko Polo, der Hangzhou damals im 13. Jahrhundert als die „schönste und großartigste Stadt der Welt“ bezeichnete.