Stellensuche in China
Wer in China arbeiten will, hat prinzipiell zwei Möglichkeiten: Er/sie findet eine Stelle in einem deutschen oder internationalen Unternehmen, dass den glücklichen Mitarbeiter ausbildet und dann (vielleicht irgendwann) nach China entsendet oder er sucht direkt nach Arbeit in China. Dies erste Möglichkeit verspricht meistens ein höheres Einkommen, da westliche Gehälter bezahlt werden (mit Auslandszuschlag), oft noch eine Wohnung gestellt wird und in China das Leben um einiges günstiger sein kann, als in Deutschland.
Manchmal wird ein Mitarbeiter auch unversehens nach China entsandt, obwohl das bei seinem Firmeneintritt nicht wirklich geplant war. Viele solcher Mitarbeiter leben oft in einer Art „Ausländergemeinde“ und haben wenig Kontakt zu Chinesen. Sie können kein chinesisch und werden vor allem in kleineren und mittleren Unternehmen nicht ausreichend auf die kulturellen Unterschiede und den Alltag in China vorbereitet. Sie verzweifeln dann oft an den simpelsten Alltagsproblemen (wie bediene ich ein Faxgerät, wie eröffne ich ein Bankkonto, was schwimmt da gerade in meinem Mittagessen – gehört das dazu?) und Verhaltensweisen der Chinesen. Mitarbeiter, die sich bewusst für China entscheiden, bieten natürlich auch für das Unternehmen Vorteile.
Stellensuche vor Ort
Wer in China arbeiten will, hat auch vor Ort die Möglichkeit, nach Stellen zu suchen, z.B. indem man bei populären Stellenbörsen (einige Stellenbörsen am Ende des Artikels) selbst inseriert oder auf Inserate antwortet oder aber durch persönliche Kontakte oder Direktbewerbungen bei Unternehmen. Wer in China bei chinesischen Firmen nach Stellen sucht, muss aber in den meisten Fällen Abstriche beim Gehalt machen – in vielen Fällen wird nur ein „chinesisches Gehalt“ bezahlt, das gerade mal zum Leben in China ausreicht. Auch in internationalen Unternehmen, die in China tätig sind, sollte man sich in diesem Fall keine Illusionen über ein Gehalt machen, das mit Deutschland vergleichbar ist – es sei denn, man hat Fähigkeiten zu bieten, die es auf dem chinesischen Arbeitsmarkt nicht gibt, seien es Sprach- oder Fachkenntnisse.
Vor allem Stellen als Englischlehrer sind bei westlichen Studenten oder jungen Absolventen beliebt, und dies sind z.B. beim Online Portal „thatsbj.com“ die häufigsten Inserate, sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite – in China sprießen Sprachschulen geradezu aus dem Boden, der Bedarf wird vor allem in den Provinzen immer größer.
Probleme bei der Stellensuche
Natürlich hat man Vorteile, wenn man bereits vor Ort ist – man kann den Arbeitgeber vor Ort kennen lernen und sich vor eventuellen Überraschungen absichern. Auch Arbeitgeber bevorzugen oft diejenigen, die sich bereits vor Ort aufhalten. Die neuen Angestellten benötigen weniger Eingewöhnungszeit und können auch kurzfristiger und nach einem persönlichen Vorstellungsgespräch verpflichtet werden.
Stellensuche aus Deutschland
Was macht man aber, wenn unbedingt eine Zeitlang in China verbringen möchte, aber sich noch in Deutschland befindet und auch über keine persönlichen Kontakte in China verfügt? Aus Deutschland ist es schwer einzuschätzen, ob Angebote seriös sind. Bewerbungen bei Deutschen Unternehmen nehmen oft mehr Zeit in Anspruch, wer sich bei Unternehmen in China bewirbt, kann mit etwas Glück auch kurzfristig eine Stelle finden.
Der erste Kontakt läuft normalerweise per E-Mail. Man sendet seinen Lebenslauf zu, anschließend wird oft ein telefonisches Vorstellungsgespräch geführt. Bei einer Zusage durch den Arbeitgeber steht man jedoch erstmal vor mehreren Problemen: Wo erhalte ich das günstigste Flugticket? Welches Visum wird benötigt? Wie hoch sind die Lebenshaltungskosten in China? Und vor allem: Wie überprüfe ich die Seriosität des Angebots?
Zur letzten Frage gibt es keine hundertprozentige sichere Antwort, ich kann aber einige typische Reinfälle aufzeigen
- Man unterschreibt einen Vertrag, die chinesische Version weicht aber von der englischen Version ab – die chinesische Version ist gültig
- Die Bedingungen vor Ort stimmen nicht mit den ausgehandelten Bedingungen überein, z.B. erhält man eine schlechtere Wohnung als ausgemacht, muss noch Nebenkosten bezahlen oder das Gehalt ist niedriger als erwartet.
- Ich habe auch schon Fälle erlebt, in denen der Job als Lehrer durch einen Vermittler zustande kam, die chinesische Universität aber gar nichts von den zukünftigen Lehrern wusste. Der Vermittler, der in Peking eine Provision kassiert hatte, war danach nicht mehr aufzufinden.
Wer mit den Bedingungen vor Ort nicht einverstanden ist und über etwas Reserven verfügt, kann über Stellenbörsen (siehe am Ende des Artikels) manchmal kurzfristig etwas anderes finden, in Peking oder Shanghai gibt es auch für non-native-speaker oft Angebote als Englischlehrer.
In manchen Fällen kann man oben genannte Reinfälle mit der unterschiedlichen Mentalität erklären, in China bedeutet eine Vereinbarung oft „dies ist vielleicht möglich“, aber nicht unbedingt, dass es auch so eingehalten wird, wie es auf dem Papier steht und natürlich versucht die chinesische Seite, die Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Der Westler, der nach China kommt, geht aber davon aus, dass der Vertrag so umgesetzt wird, wie vorher vereinbart.
Natürlich gibt es einige Hinweise, die darauf hindeuten können, dass ein Angebot nicht seriös ist. So sollte die Schule bzw. das Unternehmen, für das man arbeitet, in der Lage sein, ein Einladungsschreiben und die nötigen Unterlagen für das Visum bereitzustellen. Wen dies bereits scheitert, sollte man erst gar nicht anreisen, auch wenn es viele Westler gibt, die mit einem Touristenvisum nach China kommen und dann illegal in China arbeiten – in der Praxis geht das zwar oft gut, ist aber kein erstrebenswerter Zustand. Viele Westler arbeiten mit einem Business-Visum (F-Visum) in China, auch wenn eigentlich ein Arbeitsvisum (Z-Visum) nötig wäre. Auch das mag in den meisten Fällen gut gehen, ist aber nicht legal.
Praktika in China
Praktika sind eine gute Möglichkeit, Erfahrungen in China zu sammeln. Auch hier kann man entweder in Deutschland nach einem Praktikum suchen, oder aber in China vor Ort. In China gibt es auch immer mehr Agenturen oder Sprachschulen, die sich auf die Vermittlung von Praktika spezialisiert haben. Sie bieten dann einen Komplettservice an, man wird vom Flughafen abgeholt, bekommt eine Wohnung, der Kontakt mit dem Unternehmen wird vermittelt, oft ist auch noch Sprachunterricht dabei. Die Kosten für das Paket trägt der Praktikant selbst, er kann die Kosten aber durch das Gehalt, welches die Firma zahlt, oder durch Stipendien für Praktika im Ausland reduzieren oder bei guter Qualifikation sogar komplett abdecken.
Für Firmen hat dies den Vorteil, dass sie sich nicht um die Organisation des Praktikums (Wohnung, Registrierung, Vorauswahl der Lebensläufe) kümmern müssen, der Praktikant kommt in China an und kann im Prinzip vom ersten Tag an voll im Unternehmen tätig werden, da die praktischen Probleme von der Agentur bzw. Sprachschule gelöst werden.
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