China Restaurant -3
Dauert dann die Ausbildung der chinesischen Kellner länger?
Das Wort Ausbildung passt nicht ganz, es ist eine Einweisung und dann eben das Vervollkommnen in der Praxis, genau wie bei jedem Studenten, der in der Gastronomie kellnert und sich die Abläufe auch langsam aneignet und am Anfang regelmäßig den Kaffee verschüttet.
Was gefällt Ihnen an China besonders? Weshalb haben Sie sich entschieden, hier zubleiben?
Ich sehe hier in China Chancen. Chancen, die ich in Deutschland schon seit einigen Jahren nicht mehr gesehen habe. Wie z.B. „Die Kochmützen“ zu eröffnen, das wäre für mich in Deutschland nicht möglich gewesen. Die Möglichkeiten sind hier gewaltig, es existieren aber auch viele Hürden in China und als Ausländer hat man es schon schwer, denn noch immer werden sprachliche und kommunikative Defizite des Ausländers ausgenutzt, um diesem mehr oder weniger zu schaden oder in der Ausübung seiner Tätigkeit zu behindern. Man sollte dies zwar nicht verallgemeinern, aber es kommt immer wieder vor.
Bürokratische Hürden oder der Umgang mit Geschäftspartnern?
Beides, es gibt keine klaren Linien, bestehende Gesetze werden teilweise ignoriert oder sind schlicht und einfach nicht bekannt, viele versuchen auch dann ein Geschäft zu machen, wenn sich dieses in der grauen Zone bewegt, oder man versucht einfach, den Unwissenden abzuzocken.
Ein Beispiel: Während eines Umbaus musste einmal ein Gasometer verschoben werden. Dies muss von einer autorisierten Firma gemacht werden und davon gab es in dem damaligen Gebiet nur zwei. Davon wurde eine für unsere Angelegenheit berufen und die konnte dann nach gutdünken den Preis dafür festlegen. Am Ende langer Preisverhandlungen habe ich mehr gezahlt, als ich in Deutschland gezahlt hätte, und dies bei einem allgemein wesentlich niedrigerem Preisniveau in China.
Ein anderes Beispiel: Handwerker neigen dazu, Materialien zu überteuerten Preisen einzukaufen und sich die Differenz zwischen Regelpreis und dem aktuellen Preis als Provision vom Materialhändler wieder auszahlen zu lassen. Und von diesen Dingen könnte man noch viele weitere Beispiele berichten. Sicher ist auch mir einiges entgangen.
Noch zwei abschließende Fragen: Was war Ihre bisher negativste Erfahrung in China und was war die bisher schönste Erfahrung in China für Sie?
(Überlegt sehr lange): Also die negativste Erfahrung: Diese ständigen Intrigen in den rein chinesischen Unternehmen. Man bekommt eine verantwortungsvolle Position, wird aber in seiner Tätigkeit immer von gleich- oder höhergestellten Positionen behindert und dies mit Billigung und evtl. sogar Steuerung vom Chef. Ein Chinese lässt sich nun mal nicht gern von einem Ausländer zeigen, wie es richtig geht, das verletzt seinen Stolz und daher muss man da immer irgendwie Steine in den Weg legen. Diese täglichen Spielchen waren sehr zermürbend, da damals sehr neu für mich.
Damit wir unser Gespräch mit etwas positivem abschließen können…
Eine positive Erfahrung war das Arbeiten als Küchenchef in internationalen Hotels in China. Dort wurde es geschafft, eine Art Familie aufzubauen. Das gibt es in Deutschland so nicht, aber in China weiss man, dass man die nächsten 2-3 Jahre zusammenarbeiten wird und deshalb war es ein tolles Team.
Ich habe einmal mit einem chinesischen Kollegen zusammengearbeitet, der in Deutschland seine Ausbildung gemacht hat. Mit ihm habe ich all die Jahre Kontakt gehalten und er hat mich dann bei dem „Kochmützen“-Projekt so unterstützt, dass ich ohne ihn das Restaurant nicht in der Art und Weise hätte eröffnen können.