Aktuell: Olympia – die erste Woche
Sport
Für China sind die Spiele sportlich gesehen bisher ein totaler Erfolg. 22 Goldmedaillen, 8 Silber und 5 Bronze. Damit liegen sie im Medaillenspiegel bereits fast uneinholbar 9 Medaillen vor den USA (13 Gold, 10 Silber, 17 Bronze). Deutschland liegt derzeit auf Rang drei mit 8 Goldmedaillen. Die Spiele von Peking haben ihre ersten Superstars, ganz vorne der Schwimmer Michael Phelps, der bereits 6 Goldmedaillen gewonnen hat.
Die Eröffnungsfeier war gigantisch. Organisatorisch läuft bisher fast alles perfekt – und hier liegt bereits das erste Problem.
Blamage durch Hang zur Perfektion
Während der Eröffnungsfeier sang anscheinend die kleine Lin Miaoke die „Ode an das Vaterland“. Später stellte sich heraus, dass sie nur die Lippen bewegt, während im Hintergrund die siebenjährige Yang Peiyi sang.
Yang Peiyi war den Veranstaltern nicht hübsch genug. Ein Politbüromitglied befahl den Austausch.
Dass der Schwindel aufflog war ebenso vorhersehbar wie die hämische Reaktion der westlichen Presse und die Empörung der chinesischen Bloggerszene. In offiziellen chinesischen Medien wird der Austausch mit keinem Wort erwähnt. Typisch für einen autokratischen Staat hat hier ein kleiner Eingriff durch einen hohen Politiker für eine Blamage gesorgt.
Auch einige Bilder der imposanten Eröffnungsfeier waren bereits im Vorfeld aufgenommen und in die Übertragung eingespielt worden um imposantere Effekte zu erzeugen.
Behinderung der Presse
Im Vorfeld der Spiele hatte bereits die Sperre von Internsetseiten für Aufsehen gesorgt.
Das IOC hatten bis kurz vor den Spielen wiederholt versichert, dass die Journalisten im olympischen Pressezentrum ohne Einschränkungen auf das Internet zugreifen können.
Von der versprochenen freien Berichterstattung war dann plötzlich nicht mehr die Rede – sogar auf Seiten des IOC sprach man plötzlich nur noch von der größtmöglichen freien Berichterstattung. Es war sogar die Rede davon, IOC-Boss Jacques Rogge habe in die Zensur eingewilligt.
Viele Journalisten beklagten sich zudem über bürokratische Hürden und Gängeleien durch die Behörden, die eine freie Berichterstattung unmöglich machten.
Ein Argument der Befürworter der Spiele in Peking war seit Jahren, dass Olympia eine Gelegenheit sei, auf Veränderungen in China zu drängen. Nach der ersten Woche steht fest, dass die Funktionäre des IOC in dieser Frage nicht das geringste Rückgrat gezeigt haben und auf ganzer Linie eingeknickt sind. Sieg für die Veranstalter – Blamage für das IOC.
Leere Zuschauerränge in den Vorkämpfen
Dieses Bild ist man inzwischen von vielen Sportwettkämpfen gewohnt. Draußen warten die Fans und die Ränge in den Stadion sind trotzdem leer. Profiteure sind die Schwarzmarkthändler, die in China vor den Augen der Polizei ihren Geschäften nachgehen.
Die leeren Ränge während der Vorkämpfe sind auf Ticketkontingente für die Sponsoren zurückzuführen. Die Sponsoren geben die Tickets weiter – an Kunden, Geschäftspartner, Angstellte. Die wiederum zeigen an den Vorkämpfen wenig Interesse und somit sorgt dieses System wiederum für Leere Zuschauerränge trotz offiziell ausverkaufter Stadien.
Doping
Im Vorfeld und während der Spiele gab es bereits mehrere Dopingzwischenfälle.
Der taiwanesische Baseball-Spieler Zhang Taishan ist vor Olympia bei einer Doping- Kontrolle positiv getestet worden. Ebenso überführt wurde die italienische Straßenrad-Weltmeisterin Marta Bastianelli. Der spanischen Radsportlerin Maria Isabel Moreno wurde die Einnahme von EPO nachgewiesen.
Der dreimalige Giro-Etappensieger Emanuele Sella Sella war bei einer Kontrolle am 23. Juli positiv auf das EPO-Präparat CERA getestet worden.
Keine Auswirkungen hatten positive Dopingkontrollen im Vorfeld der Spiele für die spanische Damen-Hockey-Nationalmannschaft – sie wurden freigesprochen.
Die griechische Sprinterin Ekaterina Thanou darf bei den Leichtathletikwettbewerben der Olympischen Spiele in Peking nicht starten. Viele werden sich noch an die Farce erinnern können, die sie mit ihrem griechischen Kollegen Kostas Kenteris in Athen aufgeführt hatte. Beide hatten sich einem Dopingtest entzogen und dann einen Unfall vorgetäuscht.
Außerdem gibt es einige prominente Rückkehrer – Athleten die ihre Sperre abgesessen haben und jetzt wieder dabei sind. Robert Fazekas zum Beispiel, dem seine Goldmedaille von Athen im Diskuswerfen wegen Dopings aberkannt worden war.
Insgesamt wird es bei Olympia zur Beruhigung der Zuschauer 4500 Dopingkontrollen geben, mehr als jemals zuvor bei den Olympischen Spielen. Zweifel sind trotzdem erlaubt. Der bekannte Dopingexperte Werner Franke ist der Meinung, heute ließen sich nur noch die Dummen erwischen. Dass an diesen Aussagen durchaus etwas dran ist belegen wohl die zahlreichen negativen Dopingtests von inzwischen überführten Dopern wie Marion Jones.