Erfahrungsbericht: Ein Trip in die Innere Mongolei
Denkt man an die Innere Mongolei, so denken viele Menschen wahrscheinlich an die Weite des Graslandes, Einsamkeit, Wüste und traditionelle Feste der Bevölkerung. Reitsportbegeisterte denken wohl zuerst daran, wie sich die Weite des Graslandes mit einem der flinken mongolischen Ponys erschließen lässt.
Sofern man der chinesischen Sprache nicht mächtig und der Trip zeitlich eng begrenzt ist, empfiehlt sich der Anschluss an eine Reisegruppe. Diese sind in großen Städten, wie z.B. Beijing relativ einfach zu finden aber auch von Huhot aus zu organisieren. Auch der nachfolgende Erfahrungsberichtbasiert auf einem Wochenendtrip mit einer Reisegruppe in die Innere Mongolei. Vorweg sei gesagt, das in diesem Erfahrungsbericht nicht nur positive Aspekte angesprochen werden, um ein realistisches Bild von der tatsächlichen Reise zu vermitteln. Gebucht wurde der Trip bei einer lokalen Agentur in Beijing, die einen englischsprachigen Tourguide zusicherte.
Voller Erwartungen machten wir uns am Freitag morgen um 4:30 mit dem Taxi auf den Weg zum Treffpunkt. Dort angekommen warteten schon sehr viele Touristen sämtlicher Nationen. Nach ein paar Verwechslungen konnte wir endlich in den komplett ausgebuchten Bus einsteigen und die achtstündige Fahrt nach Hohot, der Hauptstadt der Inneren Mongolei, konnte beginnen. Wie sich leider sehr schnell herausstellte, war keiner der beiden Reisebegleiter der englischen Sprache auch nur Ansatzweise mächtig.Nachdem wir die Hauptstadt erreicht hatten und ein reichliches Mahl eingenommen hatten, wurden wir von einer kleinen Programmänderung überrascht und landeten in einer regionalen Fabrik, die Produkte aus Kamelhaar herstellte. Eigentlich stand für diesen Tag ein Trip in das Grasland und ein Ausritt auf dem Programm. Enttäuscht und verwirrt warteten wir also die Zeit ab, bis der Bus weiter fuhr. Nach ca. 3 Stunden ging es dann ins Grasland. Die Landschaft veränderte sich sehr stark und aus dem vormals kargen und bergigen Gebiet wurde noch kargere Steppe. Fasziniert von der Weite des Gebiets fuhren wir zu unserem Schlafplatz, einer Zeltsiedlung (Zelt = Yurt) im traditionellen Stil. Auf dem Weg dorthin wurde schnell klar, dass dies die einzige Touristenattraktion der Region darstellt, da eine Zeltsiedlung an die nächste gebaut war. Dort angekommen wurden wir von traditionell gekleideten Menschen mit einem Willkommenstrunk begrüßt. Das Abendprogramm begann mit einem reichlichen Essen und einer folkloristischen Aufführung mit Gesang und Tanz, bei der auch der Sieger des vorher stattfindenden Karaokewettbewerbs geehrt wurde.
Am nächsten Morgen, nach reichlichem Frühstück, bestand die Möglichkeit mit einem mongolischen Pony auszureiten. Um möglichst viel zu sehen, buchten wir den längstmöglichen Trip. Zusammen mit einer Gruppe vollkommen unerfahrener Reiter machten wir uns auf den Weg zu einem Fluss mit wunderschöner Umgebung – zumindest stellte ihn ein vorher gezeigtes Foto so dar. Nach ca. 1.5 Std. Ausritt durch die Dörfer hielten wir an einem Feld. Scheinbar wurden wir auch schon erwartet, da einige Kamelführer mitsamt Kamel auf uns warteten. Zudem bestand auch die Möglichkeit, sich in folkloristischer Kleidung auf dem Pferd fotografieren zu lassen. Der auf dem Foto gezeigte Ort war als dieser nicht zu identifizieren. Nach 1.5 Std. Pause, in der weder Essen noch trinken angeboten wurden, noch irgendeine andere Form der Abwechslung, ging es auf dem selben Weg wieder zur Zeltsiedlung zurück. Im Anschluss daran wurde eine weitere traditionelle Show aufgeführt. Diese beinhaltete mongolischen Ringkampf, ein Pferderennen (bestehend aus drei Pferden), sowie eine Vorführung von Reitkunststücken. Nachdem es dem Reiter gelungen war, einen 10 RMB Schein vom galoppierenden Pferd aus aufzuheben, stiegen wir wieder in den Bus und fuhren ca. sechs Stunden zur Wüste nahe Baotou. Wir erreichten das 4-Sterne-Hotel am Abend und nahmen dankbar die Gelegenheit einer Dusche wahr.
Am kommenden Tag ging es dann mit der Seilbahn über einen Fluss in die Wüste. Hier wurde neben Kamelreiten auch die Fahrt mit einem Wüstenmobil angeboten. Am Sonntag Mittag starteten wir unseren langen Heimweg nach Beijing, das wir nach 12 Stunden erreichten.
Insgesamt sollte man sich vor dem Trip im Klaren sein, dass die Reisebegleitung möglicherweise kein Englisch spricht, was vorallem bei kurzfristigen Programmänderungen unangenehm werden kann. Da es sich um eine Reisegruppe handelt, kann auf individuelle Wünsche so gut wie nicht eingegangen werden. Zudem wird es eher unwahrscheinlich sein, etwas von dem wirklichen Leben der Leute zu erfahren, das der Trip nach den allgemeinen touristischen Wünschen organisiert wird. Hält man aber Augen und Ohren offen, hat man die Möglichkeit viele Eindrücke zu sammeln, die einen in etwa die Situation der Einwohner erahnen lassen.
Nichts desto trotz ist ein Wochenendtrip in die Innere Mongolei trotz der langen Busfahrt schon allein der Landschaft wegen äußerst empfehlenswert.