Die Geschichte der Shaolin
Der Shaolin Tempel wurde 495 n.Chr. auf den Songshan Berg in der Provinz Henan erbaut. Der Songshan Berg befindet sich im Zentrum der Gruppe der sogenannten fünf Heiligen Berge: Tai, Hua, Heng, Heng (in einer anderen Schreibweise) und der Berg Song. Der Shaolin Tempel wurde am Fuße des Wu Ru Feng („Gipfel der Fünf Brüste“) inmitten eines jungen Waldes errichtet. Im Chinesischen heißt er “Shoa Lin Si”. Das deutet auf den Ort, wovon der Name abstammt, da “Shao” gleichbedeutend ist mit “jung”, sowie “Lin” mit „Wald oder Holz“ übersetzt wird und „Si“ „Tempel“ bedeutet.
Der Shaolin Tempel wurde von einem Mönch aus Indien namens Ba Tuo gegründet, der den Auftrag dazu vom Kaisers Xiao Wen der Nördlichen Wei Dynastie (386-534 n.Chr.) erhielt. Die Mönche, die im Shaolin Temple lebten, folgten einem einfachen Lebensstil mit Landwirtschaft, Philosophie, Literatur und Meditation als Grundlage ihres Lebenstils, sowie Toleranz, Gewaltverweigerung, Ehre und Demut als ethischen Grundsätzen.
Der chinesischen Geschichtsschreibung nach, reiste im Jahre 527 n.Chr. ein indischer Buddhist, der auch durch die Namen Ta Mo, Da Mo, Dharma oder Bodhidarma bekannt ist, durch China mit dem Ziel, die buddhistische Religion zu verbreiten und den Kaiser zu sehen. Zu jener Zeit hatten ansässige buddhistische Mönche gerade begonnen, buddhistische Texte aus dem Sanskrit ins Chinesische zu übersetzen, getragen von der Intention, diese Religion unter der Bevölkerung populärer zu machen. Ta Mo reiste zu einem der buddhistischen Tempel, um die Mönche zu treffen. Als er am Tempel ankam, wurde ihm verweigert, einzutreten. Er ging daraufhin er zu einer nahe anliegenden Höhle und meditierte für die nächsten neun Jahre dort, bis die Mönche seine religiöse Hingabe anerkannten und ihn akzeptierten. Der Legende nach soll während des jahrelangen Meditierens sein konstant auf die Wand gerichteter Blick ein Loch in die Wand der Höhle, wo er meditierte, gebohrt haben, und sein Schatten soll sich auf einem Stein, der leider während des Krieges zerstört wurde, gespiegelt haben.
Als Ta Mo am Shaolin Tempel ankam, fand er die Mönche in einer ziemlich schlechten physischen Verfassung vor, was allgemeiner Inaktivität und lang andauernder ständiger Position im Sitzen war geschuldet war. Der Mangel an Aktivität machte sie schwach und anfällig. Daher verbrachte Ta Mo mehrere Jahre im Tempel um die Mönche physisch und mental zu stärken. Er führte das chinesische Boxen ein, daß als Kung Fu oder Wushu besser bekannt ist, er verbreitete die buddhistische Theorie von Chan und war für die Entwicklung der 18 Boxtechniken von Shaolin verantwortlich, die auch als die 18 Handbewegungen des Erleuchteten bekannt sind.
Der Frieden und die Stille endeten jedoch, als ein Bürgerkrieg während der Tang Dynastie (618-906 n.Chr.) ausbrach. Die Mönche vermischten Ta Mo’s Übungen mit örtlichen Selbstverteidigungstechniken, was in der Kreation eines neuen Stils resultierte, der als Lo Han bekannt ist. 621 n.Chr. kämpften die Mönche ihren ersten Kampf mit guten Ergebnissen. Ein Stein, der immer noch am Tempel ausgestellt ist, zeigt die 13 Shaolin Mönche. Nach dieser Auseinandersetzung wurden die Mönche für ihre bemerkenswerten und überlegenen Kampffertigkeiten anerkannt und der Begriff des „kämpfenden Mönches“ war geboren. Von dieser Zeit an, wurde es den Shaolin erlaubt, Soldatenmönche auszubilden. Bald verbreiteten sich Gerüchte, daß ein Shaolin Mönch allein 1000 Soldaten gleichwertig gewesen sein soll. So errang der Shaolin Tempel ein sehr gutes Ansehen in China und wurde hoch respektiert.
Während der Ming Dynastie (1368-1644 n.Chr.) wuchsen die Shaolin Tempel zu hoch-anerkannten Zentren für Philosophie, Geschichtsschreibung, Mathematik, Kampfkünste und Poesie heran. Die Tempel beherbergten über 1000 Soldatenmönche, die oft von der Regierung dazu benutzt wurden, um Aufstände niederzuschlagen. Es fand eine Menge von Wissensaustausch mit durchreisenden Mönchen, Kriegern, Heilern, Lehrern u.a. statt. 1522 kam Zhue Yuen in den Shaolin Tempel hinzu und führte Li Sou und Bai Yu Feng ein, die beide selbst berühmte Kampfkunst-Praktizierende waren. Zusammen entwickelten sie die fünf Tierstile. Kampfkünste wurden während der Qing dynasty (1644-1911 n.Chr.) verboten und selbst unter dem Schutz der Shaolin Mönche wurde Shaolin dennoch mehrere Male ernsthaft durch Brände beschädigt. Das Feuer, das von der Armee der Shi Yousan 1928 gelegt wurde, hat die meisten der Gebäude des Shaolin Tempels vollständig zerstört, so dass sie später wieder von neuem aufgebaut werden mussten.
Der Boxeraufstand 1901 markierte schließlich den Beginn des Niedergangs der Shaolin Tempel. Im späten 19.Jhrdt. wurde China von westlichen und japanischen Regierungen aus Geschäftsinteressen besetzt. Die lange Feindschaft zwischen Japan und China verschlimmerte sich einmal mehr und fasste jetzt zunehmend alle ausländischen Mächte mit ein. Ein Ergebnis davon war, daß sich eine Nationalistische Bewegung begann zu entwickeln. Die Frontsoldaten der neuen Order waren legendäre Kampfkunst-Praktizierende, von denen viele von Shaolin kamen, besser bekannt als die Boxer. Deren erste Anschläge auf die Besatzungsmächte waren nicht erfolgreich und führten zu einer moderneren Erneuerung, die das Anwenden von modernen Waffen und Taktiken mit einbezog.