Olympia 2008: Die Aussichten für China im Ringen
Ringen (engl. „wrestling“) darf nicht mit „Catchen“ (engl. „professional wrestling“) verwechselt werden. Catchen ist ein moderner Sport und besitzt vor allem in Japan und den USA eine große Fangemeinde.
Ringen dagegen wurde schon in der Bibel und im Mahabharata (das bekannteste indische Epos) erwähnt. Schon bei den Olympischen Spielen der Antike war Ringkampf nicht nur eine Einzeldisziplin, sondern gehörte auch zum Fünfkampf dazu. Die Athleten traten nackt gegeneinander an und wurden nicht in verschiedene Gewichtsklassen aufgeteilt. Gewonnen hatte, wer den Gegner zuerst drei Mal auf den Boden warf. Den heute ebenso üblichen Bodenkampf gab es damals nicht.
Für Frauen ist Ringen erst seit den Olympischen Spielen 2004 in Athen eine olympische Disziplin. In der Stilart Greco treten die Frauen allerdings nicht gegeneinander an. Für Männer gehört Ringen seit Beginn der modernen Olympischen Spiele 1896 in Athen zum Programm.
Die zwei Stilarten „Freistil“ und „Greco“ (Griechisch-Römisch) unterscheiden sich darin, dass beim Freistil der ganze Körper als Angriffsfläche gilt wogegen beim Greco nur der Körper oberhalb der Gürtellinie angegriffen werden darf. Bei Olympia 2008 in Beijing wird erstmalig eine dritte Stilart hinzukommen: Das „Beach Wrestling“.
Wie auch in vielen anderen Ländern, ist Ringen in China ein traditioneller Volkssport. Der moderne chinesische Ausdruck für Ringen ist „Shuaijiao“. Allerdings gab es auch im Altertum schon eine Form des Shuaijiao, die als der Vorläufer des Sumo-Ringens gilt. „Shuai“ bedeutet wörtlich übersetzt „auf den Boden werfen“, während „jiao“ soviel wie „ringen mit den Beinen“ oder „hakeln“ bedeutet.
Insgesamt haben die verschiedensten Formen des Shuaijiao einen langen historischen Hintergrund und schließen sowohl chinesische als auch mongolische Kampfstile ein.
Der Trainer der chinesischen Ringer, Sheng Zetian, der bei den Olympischen Spielen 1992 (Barcelona), 1996 (Atlanta) und 2000 (Sydney) selbst drei Mal die Bronzemedaille gewann, sagt, dass die Chancen für die chinesischen Ringer in 2008 eine Goldmedaille zu gewinnen so hoch seien wie noch nie (Quelle: Xinhua).
Austragungsort der Ringkämpfe, die vom 9. bis zum 19. August stattfinden werden, ist eine neu errichtete Sporthalle (Fertigstellung: August 2007) auf dem Universitätsgelände der „China Agriculture University“ im Haidian Stadtteil Beijings. Die Halle liegt ungefähr 2 Kilometer westlich vom „Olympic Green“, dem Mittelpunkt der olympischen Wettbewerbe. Die Halle hat Platz für 8000 Zuschauer und ist auch der Austragungsort für 35 andere Wettbewerbe in Tischtennis, Basketball, Volleyball und Badminton.
Die größte Hoffnung unter den chinesischen Ringern ist Wang Xu. Im Jahre 1998 begann sie mit Judo und wechselte nur ein Jahr später zum Ringen. Nach nur 5 Jahren Training im Ringen kam sie 2004 als unbekannte und unerfahrene Ringerin nach Athen und gewann im jungen Alter von 19 Jahren die Goldmedaille im Freistil (72 kg). Mit dem Rückenwind ihrer Heimatstadt Beijing hat sie 2008 beste Chancen, ihren Erfolg zu wiederholen. Wir sind gespannt auf die Spiele…
Eine Liste über alle chinesischen Medaillen-Gewinner im Ringen seit 1984:
Athen 2004:
Wang Xu (Ringen, Freier Stil, 72kg, W, Gold)
Sydney 2000:
Sheng Zetian (Ringen, griechisch-römischer Stil, Bantamgewicht, M, Bronze)
Atlanta 1996:
Sheng Zetian (Ringen, griechisch-römischer Stil, Bantamgewicht, M, Bronze)
Barcelona 1992:
Zetian Sheng (Ringen, griechisch-römischer Stil, Bantamgewicht, M, Bronze)
Seoul 1988:
Keine Medaillen
Los Angeles 1984:
Keine Medaillen