Politik: Der Anspruch Chinas auf Tibet
Nach Auffassung der Volksrepublik China ist Tibet ein Teil des Staatsgebietes und eine chinesische Provinz mit gewissen autonomen Rechten (Autonomes Gebiet Tibet).
Den Anspruch auf Tibet leitet Chinaaus der Geschichte ab. 1653 besuchte der damalige Fünfte Dalai Lama Peking und blieb dort ca. 6 Monate als Gast, um die Beziehungen zu der inzwischen dort herrschenden Mandschu-Dynastie zu stabilisieren.
Nach dem Tod des Fünften Dalai Lama folgte eine Periode der Instablilität, während der Tibet durch die Dsungaren erobert wurde. 1720 wurde China vom damals herrschenden Mongolenkönig Lhazang Khan zu Hilfe gerufen und die Dsungaren mit chinesischer Hilfe aus Tibet vertrieben. Seit dieser Zeit beanspruchte China die Oberhoheit über Tibet unter Gewährung der Inneren Autonomie, nahm aber großen Einfluß auf die Inneren Angelegenheiten Tibets.
Die Position Tibets
Erst 1913, zwei Jahre nach dem Sturz der Qing-Dynastie, wurden die letzten chinesischen Truppen aus Tibet vertrieben, allerdings bestand China auf die Hoheit Chinas über Tibet – obwohl Tibet quasi bis 1950 unabhängig war.
Auf die eigene kulturelle Identität, die Zeit der Unabhängigkeit von 1913 bis 1950 sowie den Verweis darauf, dass China quasi einen unabhängigen Staat anektierte, gründet sich der Anspruch der Tibeter auf einen eigenen Staat. Allerdings hatte der damalige 13. Dalai Lama (gest.1933) es versäumt, diesen Staat auch völkerrechtlich anerkennen zu lassen und zog stattdessen die Isolation vor.
Besetzung Tibets und Flucht des Dalai Lama
Anfang Oktober 1950 marschierte die Chinesische Armee in Tibet ein, bereits kurze Zeit später hatte sie Lhasa besetzt. Im Jahr 1951 unterzeichnet Tibet ein 17-Punkte-Abkommen, das Tibet autonome Rechte und Religionsfreiheit zusicherte aber durch die Einsetzung von Miltärbehorden keinen Zweifel an der politischen Abhängigkeit aufkommen lies.
Aus Sicht der kommunistischen Ideologie hatte die Volksbefreiungsarmee die Tibeter von einem feudalen theokratischen und rückständigen System befreit und den Weg für den Fortschritt geebnet. Im Jahr 1954 führte der Dalai Lama erfolglose Gespräche in Peking über den Konflikt in Tibet, 1959 kam es schließlich zu Volksaufständen gegen die Besetzung, die niedergeschlagen wurden. Der Dalai Lama floh mit mehreren zehntausenden Tibetern ins Exil nach Indien, wo er eine Exilregierung in Himajal Pradesh gründete und Tibet eine demokratische Verfassung gab.